Revolutionen sind wie Kriege. Ihr unmittelbarer Erfolg wird nach der Exekution der alten Führungsclique bemessen. Nur die Liquidation des ancien régime bereitet das Terrain so grundlegend vor, daß die Chancen für eine Neuordnung günstig erscheinen. Dabei müssen Revolutionen gründlicher sein, um das Etikett "erfolgreich" zu erhalten, als siegreiche Kriege.
Denn was dem Sieger im Krieg oftmals nicht gelingt - siehe das Problem der USA mit Iraks Saddam Hussein -, ist dem Revolutionär überhaupt erst die Voraussetzung zum Erfolg. Und so bleibt eine wirkliche Neuordnung im Nahen Osten aus, während sie im Herzen Mitteleuropas im vollen Gange ist. Die Ohnmacht des Siegers im Krieg ist eine seltsame Konsequenz kultureller Evolution, die sich die Staaten selbst in Gestalt des Kriegsvölkerrechts als Fesseln gegen die immer wieder durchbrechenden atavistischen Siegesbräuche angelegt haben. Von den Haager Konventionen Anfang dieses Jahrhunderts über die Genfer Konventionen des Jahres 1949 bis zu den Genfer Zusatzprotokollen von 1977 haben die Staaten zumindest in den Vertragsurkunden immer zivilisiertere Kriegs- und Siegessitten angenommen, die von einem grundsätzlichen Respekt auch vor dem besiegten Staat ausgehen. Dies alles gilt nicht in der innerstaatlichen revolutionären Auseinandersetzung.