Ausgabe August 1992

Bundeswehr out of area

Stationen einer Fehlentwicklung

Die "Häutung" der Bundesrepublik zu einer "normalen" Mittelmacht (? la Frankreich), die "souverän" auch über das Instrument Militär Macht in der internationalen Politik ausübt, ist der eigentliche Kern der innenpolitischen Debatte über eine "out of area"Rolle der Bundeswehr. "Out of area" ist ein harmlos klingender Begriff aus dem sicherheitspolitischen "Fachchinesisch", der auf militärische Interventionseinsätze der Mitgliedsstaaten der westlichen Allianz außerhalb des sogenannten NATO-Vertragsgebietes d.h. konkret in der "Dritten Welt" und, nach dem Ende des Kalten Krieges, auch in Osteuropa - abhebt.

Nachfolgend soll kurz nachgezeichnet werden, warum in der Bundesrepublik 1987 eine heftige innenpolitische Diskussion über bundesdeutsche "out of area"-Einsätze entstanden ist, welche Interessen damit verbunden waren und zu welchen Ergebnissen die Debatte im politischen System bis zum heutigen Zeitpunkt geführt hat 1). Dies soll der Beantwortung der Frage dienen, ob ein neues Profil bundesdeutscher Außen- und Sicherheitspolitik in nächster Zeit zu erwarten ist, das eine Abkehr von der bisherigen "zivilen" außenpolitischen Tradition dieses Staates bedeuten würde.

August 1992

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.