Eröffnungsbilanz nach Genscher
"... und schließlich brach er en die Frage aus, warum denn soviel Angriffe gegen das Auswärtige Amt gerichtet würden, wenn die Dinge so lägen, worauf ich ihm beinahe ironisch sagte, danach fragte ich mich auch stets."
(Außenminister Stresemanns Wiedergabe eines Gesprächs mit Reichspräsident von Hindenburg am 19. Mai 1925 1))
Die Republik nimmt ihre Orientierungskrise. Die Stimmung ist mies. An allen Ecken und Enden rumort es, macht sich themenübergreifend das Gefühl breit, daß es so wie bisher nicht weitergehen könne, ohne daß auch nur Ansätze von Konzepten greifbar wären, was wie anders laufen müsse. Auf die Frage "Finden Sie, daß die Verhältnisse in der Bundesrepublik heute Anlaß zur Beunruhigung bieten, oder finden Sie das nicht?" ermittelte Allensbach die höchsten je gemessenen Ja-Werte: 78% West, 80% Ost 2). Es mangelt - unter anderem - an "Erwartungsverläßlichkeit".
Nun schlägt der Klimasturz nicht auf alle Regionen durch. Scheinbar völlig unbeeindruckt von aktuellen Stimmungslagen und quer zur allgemeinen Verunsicherung liegend, verkündete Hans-Dietrich Genscher als seine außenpolitische Schlußbilanz: "Ich verlasse mein Amt in einem Zeitpunkt, in dem die Grundlinien der deutschen Außenpolitik eindeutig vorgegeben sind.