Ausgabe Juni 1992

Leerformeln und technizistisches Weltbild

Die Terminologie der Weltbevölkerungsberichte

Jede Geduld hat einmal ein Ende. Seit 1987 habe ich zähneknirschend um eine brauchbare deutsche Übersetzung der Berichte zur Lage der Weltbevölkerung des Befölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) gerungen - eine nicht immer einfache Aufgabe, oft genug eine Gratwanderung.

Aber wen kümmern schon die Sorgen und Nöte einer anspruchsvollen Übersetzerin, was letztendlich wahrgenommen wird, ist immer nur das Resultat... Allzuoft sah ich mich genötigt, um der Lesbarkeit willen und um nicht sofort Anstoß zu erregen, "knallharte" Formulierungen des englischen Originals für den deutschen Markt abzumildern. Man denke nur an den Titel des Weltbevölkerungsberichts 1989 "Investing in Women", der im Deutschen zu "Vorrang für Frauen" wurde, damit Kritiker nicht von vornherein allzu böswillige Schlußfolgerungen ziehen konnten.

Doch genug der Klagen. Im folgenden soll es um die Terminologie der Bevölkerungsberichte gehen, die jedem aufmerksamen Leser einen guten Einblick in die dahinter verborgene Denkweise der Verfasser ermöglicht: Eine Interpretation, die meines Erachtens längst hätte geleistet werden müssen.

Juni 1992

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Krieg im Sudan: Deutschlands verdrängte Verantwortung

von Roman Deckert

Die Horrornachrichten aus dem Sudan halten an, dringen jedoch kaum durch, obwohl es sich nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit um die aktuell größte humanitäre Krise handelt. Von den rund 51 Millionen Menschen im Sudan ist fast die Hälfte dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.