Ausgabe Mai 1992

Solidarität mit Cuba! Schluß mit der Blockade durch USA

Das cubanische Volk hat durch seine Revolution in einem Land der Dritten Welt Enormes erreicht, insbesondere bei der Verwirklichung der Menschenrechte auf Nahrung, Gesundheit, Wohnung, Bildung, Ausbildung, Entwicklung, soziale Gerechtigkeit. Es hat darüber hinaus immer wieder seine internationale Solidarität unter Beweis gestellt: seine Ärzte, Lehrer und Techniker arbeiten in anderen Ländern der Dritten Welt, Tausende von strahlengeschädigten Kindern aus Tschernobyl fanden und finden dort medizinische Betreuung. Cuba ist deshalb eine wichtige Referenz für andere Länder der Dritten Welt, gegen die wachsende Verelendung von drei Vierteln der Menschheit in der kapitalistischen One World.

Doch die Lage in Cuba ist dramatisch. Seit mehr als 30 Jahren erhalten die USA ihre Blockade aufrecht, ja haben sie verschärft. Der Handel mit den bisher weitaus wichtigsten Handelspartnern UdSSR und osteuropäische Staaten ist fast zum Erliegen gekommen. Die EG verweigert jede Kooperation. Die Bundesregierung führt die Verträge Cuba-DDR nicht weiter. Die Versorgung der Bevölkerung ist daher gefährdet, die Lieferung von Energie und Rohstoffen praktisch zum Erliegen gekommen. Cuba soll durch wirtschaftliche Strangulierung, bewaffnete Subversion, ja ggf. offene militärische Intervention wieder in den zentralamerikanischen Hinterhof der USA eingemeindet werden. EG und BRD unterstützen die USA, um Cuba, aufbauend auf der alltäglichen Desinformation fast aller Medien, in einer weltweiten Atmosphäre der Gleichgültigkeit politisch zu isolieren und zum Abschuß freizugeben. Demgegenüber muß das Recht des cubanischen Volkes auf Entwicklung und auf eine eigene Entwicklung gegen ökonomische Erpressung ebenso wie gegen eine neue Contra oder gar offene Aggression ? la Grenada oder Panama verteidigt werden.

Internationale Solidarität muß dem cubanischen Volk einen Freiraum zur schöpferischen Fortentwicklung des Erreichten eröffnen. Dazu wollen wir in einem weiteren Schritt beitragen, indem wir Gegenöffentlichkeit gegen die von den Wirtschafts- und Politstrategen in USA, EG und BRD verhängte Isolation Cubas schaffen durch den Kongreß Solidarität mit Cuba! Schluß mit der Blockade durch USA, EG und BRD!, am Samstag, dem 23. Mai 1992, 9.30 Uhr, in Bonn-Bad Godesberg Stadthalle.

Neben RednerInnen aus Cuba und der cubanischen Botschafterin bei der EG werden sprechen: Daniel Alegria, FSLN, Nicaragua; Frei Betto, Befreiungstheologe, Brasilien; Heinz Dieterich, emancipacion e identidad de america latina, Mexiko; Teresa Gutierrez, Koordinatorin der Kampagne "Peace for Cuba", USA, und andere.

Trägerkreis: Anti-EG-Gruppe Köln; Barrel-Öl-Kampagne; ChristInnen für den Sozialismus; Cuba si; Cuba va; Cultur Cooperation Hamburg; DeCub; EI Rojito; Freundschaftsgesellschaft Berlin - Cuba; Freundschaftsgesellschaft BRD - Cuba; ila (informationsstelle lateinamerika); Informationsbüro Nicaragua; Lateinamenka-Initiative Karlsruhe; Monimbo; Taller de la Solidaridad (Stand 29.3.1992). Abgeordnete des Europäischen Parlaments: BRD, Dorothee Piermont; Frankreich, Sylvie Mayer; Griechenland, Dimitrios Dessylas; Großbritannien, Janey Buchan; Italien, Luciana Castellina; Niederlande, Herman Verbeek. ViSdP.: Dorothee Piermont, Europäisches Parlament, 97-113 rue Belliard, B-1040 Brüssel.

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Lateinamerika

USA vs. Brasilien: Zollkrieg als Geopolitik

von Frederico Füllgraf

Der Zollkrieg der USA gegen Brasilien hat nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern zuvörderst politische Gründe: Zum einen regiert in Brasilien mit Luiz Inácio Lula da Silva ein Politiker der Arbeiterpartei PT, zum anderen geht die brasilianische Justiz seit dem von Ex-Präsident Jair Bolsonaro angezettelten Putschversuch vom 8. Januar 2023 entschieden gegen den Rechtsextremismus im Land vor.

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.