Der Weg eines westdeutschen Lesers zur ostdeutschen Sammlungsbewegung
Verwundert - und auch entrüstet - haben sich viele gefragt, was denn die Unterschriften von Leuten aus dem Westen unter dem Mitte Juli veröffentlichten Aufruf zur Gründung von "Komitees für Gerechtigkeit" (Wortlaut in "Blätter", 8/1992, S. 1023 f.) zu suchen hätten. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Gerster sprach von einem "Kuriosum für Gescheiterte" und nannte die Gründungsmitglieder ein Sammelsurium von Erben des SED-Staates, Stasi-Verstrickten und frustrierten West-Sozialisten. Andere sprachen davon, man habe es mit DDR-Nostalgikern zu tun, und wieder andere wurden durch das Gespann Gysi-Diestel abgestoßen. Weder habe ich Schwierigkeiten mit den Initiatoren des Aufrufs, noch finde ich auch nur eine der angebotenen Etiketten für mich oder andere, die den Aufruf unterschrieben haben, zutreffend. Abgesehen davon, daß mir der Name des Komitees etwas zu anspruchsvoll daherkommt, ist es dann doch erschreckend, wie wenig Leute aus dem Westen unterschrieben haben.
Denn: Wovon in dem Aufruf die Rede ist, geht uns alle an. Wo leben die, die wie der FDP-Generalsekretär Lühr von "Rattenfängerei" reden? Ich jedenfalls habe vor und nach dem Fall der Mauer im Westen gelebt, bin in den Osten gereist, habe gesehen, gehört und vor allem gelesen.