Weltökonomie und denationalisierte Staatlichkeit in der Perspektive Rolf Kiepers
In seinem neuen Buch, das kaum zeitgünstiger hätte erscheinen können, diagnostizierte Rolf Knieper das Ende einer Weltordnung und den Beginn einer neuen. Das Buch ist nicht in die Kategorie jener Veröffentlichungen einzureihen, die die weltpolitische Zäsur von 1989/90 konzeptuell zu bewältigen versuchen. Die Nachkriegsordnung, wie sie im Ost/West-Konflikt und der Bipolarität als dominanter Konfliktformation zum Ausdruck kam spielt für die Kniepersche Argumentation kaum eine Rolle. Sein Zeithorizont ist viel umfassender: Die alte Weltordnung baut auf dem modernen Territorial- bzw. Nationalstaat auf, dessen ökonomisches Komplement eine territorialstaatlich organisieirte Volkswirtschaft (Nationalökonomie) ist, die über den Welthandel mit anderen Volkswirtschaften in Austausch steht.
Nationale Souveränität ist gewissermaßen das Markenzeichen der wesentlichen Akteure in dieser überkommenen Ordnung. Demgegenüber werden die Rahmenbedingungen für die neue Weltordnung durch eine sich herausbildende "Weltökonomie" gesetzt. In ihr findet Weltproduktion statt. Das heißt, die Investitionsprospektierung findet vor allem von Seiten multinationaler bzw. von Weltfirmen weltweit statt.