Ausgabe August 1993

Außer Spesen...

Nach den Weltkonferenzen von Rio und Wien

"Der Kampf um Menschenrechte beginnt mit dem Kampf um ihren Begriff. Denn es ist ein wesentliches Instrument der Herrschenden, den Menschen, die sich ihrer Unterdrückung bewußt werden und sich emanzipieren wollen, die Ausdrucksmittel ihrer Sprache, in der zugleich die Erinnerung erfahrener Verletzungen, kollektives Gedächtnis sowie Anspruch und Versprechen auf ein besseres Leben verdichtet sind, zu enteignen."

Oskar Negt

Da haben sie nun getagt, gestritten und gesprochen verhandelt und verworfen und schließlich beschlossen. Aber was bleibt: "Die Regierungen der Welt gaben sich besorgt angesichts des Zustandes der Menschenrechte, aber noch viel mehr beschäftigte sie der Streit über Formulierungen im Abschlußdokument", sagte die kämpferische Wangari Maathai aus Kenia auf der Menschenrechtskonferenz, die Ende Juni in Wien zu Ende ging. In ihrem Land setzt sie sich vor allem mit Frauen für den Erhalt und die Wiederaufforstung der Wälder ein, denn Brennholz ist für die meisten Menschen in Kenia genauso überlebensnotwendig wie der organisierte Kampf dafür. Bitter fügt sie hinzu: "Die diktatorischen Regime, die die Menschenrechte mit Füßen treten, mußten sich auf der Konferenz als deren Verteidiger aufspielen, damit sie weiterhin Entwicklungshilfe erhalten.

August 1993

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Der Preis der Freiheit: Politische Gefangene in Belarus

von Olga Bubich

Es war eine große Überraschung für weite Teile der internationalen Gemeinschaft: Am 21. Juni ließ das belarussische Regime 14 politische Gefangene frei. Unter ihnen befand sich Siarhei Tsikhanouski, der 2020 verhaftet wurde, um seine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen zu verhindern.