
Bild: Flüchtende werden von einem Schlauchboot auf die »Ovean Viking« gerettet. Im August 2025 beschoss ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die das Rettungsschiff, 29.4.2025 (IMAGO / ZUMA Press Wire / Javier Alvarez)
Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée, das zu diesem Zeitpunkt mit 87 Schiffbrüchigen und einer 35-köpfigen Crew rund 75 Kilometer nördlich der libyschen Küste in internationalen Gewässern unterwegs war. Seit Sommer 2019 bewahrt die Ocean Viking im zentralen Mittelmeer Menschen vor dem Ertrinken. An jenem Sonntag war sie mit den bereits geretteten Menschen auf dem Weg zu einem weiteren Rettungseinsatz. Das Boot, von dem aus die Schüsse abgefeuert wurden, hatte die libysche Küstenwache 2023 vom italienischen Innenministerium erhalten, finanziert wurde es mit Mitteln des EU-Programms „Support for Integrated Border and Migration Management in Libya“.[1]
Der Beschuss der Ocean Viking ist nicht nur ein eklatanter und offenkundiger Verstoß gegen das internationale Seerecht, sondern er steht auch exemplarisch für eine Kooperation, in der sich Mitglieder der italienischen Regierung und hochrangige europäische Amtsträger:innen an gewaltsamen Menschenrechtsverletzungen beteiligen.