Ausgabe Dezember 2025

Syrische Geflüchtete: Win-win statt one-way

Das Viertel Yarmouk am Rand der syrischen Hauptstadt Damaskus war jahrelang Schauplatz heftiger Kämpfe. Foto vom 12.11.2025 (IMAGO / Anadolu Agency)

Bild: Das Viertel Yarmouk am Rand der syrischen Hauptstadt Damaskus war jahrelang Schauplatz heftiger Kämpfe. Foto vom 12.11.2025 (IMAGO / Anadolu Agency)

Neulich in der Sauna: 40 überwiegend Weiße Frauen und Männer warten dicht gedrängt auf Said, den Mann mit den Birkenzweigen, der zu russischer Musik den Aufguss versprüht. Said ist Syrer. Bis in die Sauna haben es die Syrer:innen also geschafft, und überall in den deutschen Alltag: Sie sind Lieferanten, IT-Experten und Erzieherinnen, Frisöre, Busfahrer und Bauelektriker. Sie retten als Kardiologen AfD-Wählern das Leben, sie passen als Kieferorthopäden die Zahnspange der Kinder an, sie betreiben Bäckereifilialen, schreiben in deutschen Leitmedien, verstärken als Bauingenieure Architekturbüros, machen eine Ausbildung in der Kfz-Werkstatt des Vertrauens und sorgen mit dafür, dass man in fast jeder deutschen Stadt auch spätabends noch etwas Warmes und Leckeres zu essen bekommt.

Jetzt aber sollen sie nach Hause gehen, die „patriotische Pflicht“ ruft, meint CDU-Fraktionschef Jens Spahn, von dem man etwas mehr Patriotismus im Umgang mit Steuergeldern erwarten würde. Bundeskanzler Friedrich Merz möchte „mit Rückführungen beginnen“, denn nach dem „Ende des Bürgerkriegs“ gebe es für Syrer:innen „keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland“.

»Blätter«-Ausgabe 12/2025

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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