Das neue Deutschland in der internationalen Politik (Blätter-Gespräch)
Deutschland und Japan als "Zivilmächte", der Wandel jener "verspäteten Modernisierer" zu "Prototypen einer vielversprechenden Zukunft" - diese zuerst in "Foreign Affairs" publizierten Thesen von Hanns W. Maull, heute Ko-Direktor des Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Bonn, haben anhaltende Diskussionen ausgelöst. Die Zivilmacht-These kontrastiert mit den in zwischen allenthalben zu vernehmenden Forderungen, das vereinte und souveräne Deutschland müsse schnellstens zur innen- und außenpolitischen "Normalität" zurückfinden. Über die normalisierungsgefährdete Zivilmacht Bundesrepublik, den außenpolitischen Umbruch, über Einsätze der Bundeswehr und den Krieg im ehemaligen Jugoslawien sprachen für die "Blätter" Karl D. Bredthauer und Arthur Heinrich mit Hanns W. Maull. D. Red.
"Blätter": Was verstehen Sie unter "Zivilmacht"? Hanns W.
Maull: Zivilmacht ist zunächst einmal "Macht" im doppelten Sinn des Wortes. Das heißt: "Macht" wie in "Großmacht" oder "Supermacht", also ein Akteur, ein Staat mit dem Willen und der Chance zur Gestaltung der internationalen Politik; Macht aber auch im Sinne von "Macht ausüben", also als Medium in den internationalen Beziehungen.