Oder: Mit der Vier-Tage-Woche auf den Weg zum Niedriglohnland? (Streitgespräch)
Den Vorstoß der Volkswagenwerke zur Einführung der Vier-Tage-Woche haben wir zum Anlaß genommen, Rudolf Hickel und Meinhard Miegel zu einem Streitgespräch über die Paradoxien der gegenwärtigen Standortdebatte einzuladen. Professor Hickel, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Bremen, ist u.a. als Mitglied der Gruppe Alternative Wirtschaftspolitik und beim Metallarbeitskonflikt in Sachsen als Schlichter hervorgetreten. Professor Miegel, Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG Bonn), ist u.a. als Berater des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf bekannt. Im Zentrum des - von Maria Zens und Karl D. Bredthauer koordinierten - Gesprächs steht das Problem der Arbeitslosigkeit, die im Begriff ist, ganz neue Dimensionen anzunehmen und eine Beschränkung der Auseinandersetzung auf herkömmliche Wachstumsdiskurse oder gar kurzfristig-konjunkturelle Fragen nicht länger gestattet. D. Red.
Meinhard Miegel: Man sollte zwischen der gegenwärtigen und der künftigen Arbeitslosigkeit unterscheiden. Beide haben wenig miteinander zu tun. Die gegenwärtige Arbeitslosigkeit ist geprägt von einigen Sondereinflüssen. Hierzu gehören ein außergewöhnlich hoher Anteil von Erwerbsfähigen an der Wohnbevölkerung und eine besonders hohe Erwerbsneigung.