Kuba wird durch eine wirtschaftliche Dauerkrise, die sich in den letzten Jahren aufgrund des Zusammenbruchs des realsozialistischen Weltsystems erheblich verstärkt hat, an den Rand seiner politischen Existenz getrieben. Vor allem verschärft das Fortbestehen des westlichen Embargos diese Krise dramatisch. In diesem Beitrag soll die ökonomische und soziale Situation anhand neuerer Daten *) aufgezeigt und in Beziehung zu ihrer historischen Entwicklung gesetzt werden.
Die wirtschaftliche Entwicklung von der Unabhängigkeit zur Revolution
Der Unabhängigkeitskrieg stellt den eigentlichen Beginn eigenständigen kubanischen Kapitals dar. Die Flucht des spanischen, aber auch des anderen europäischen Kapitals seit 1898 führte zu einer akuten Finanzkrise. Diese war im Vergleich zur aktuellen Situation größer, weil sich das Land in allen wesentlichen Bereichen der Industriegüter in völliger Abhängigkeit vom Import befand. Das nordamerikanische Kapital durchdrang in der Folgezeit mit großer Geschwindigkeit die Wirtschaft der Insel. Über 300 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, vor allem mit Zuckeranbau und Viehzucht, gelangten in den Besitz nordamerikanischer Eigentümer. Bereits 1915 bildete das ausländische Kapital 85% des Aktivkapitals im Land.