Deutsche Staatsmänner in Weimar
I
Aus Gründen, über deren Triftigkeit erst die Historiker werden urteilen können, fühlen sich Angehörige jener gesellschaftlichen Gruppen, die sich gern als Eliten bezeichnen lassen, derzeit bemüßigt, Vorschläge zur Ausbildung und Stärkung deutscher Identität zu machen. Eines der Foren, auf denen derlei betrieben wird, ist die vor einem Jahr unter der Federführung von Helmut Schmidt gegründete Deutsche Nationalstiftung in Weimar. Dieses Jahr versuchten sich der Gründer selbst, der scheidende Bundespräsident von Weizsäcker sowie der Ministerpräsident von Sachsen, Kurt Biedenkopf, an der heiklen Materie. Um es vorweg zu sagen: Angesichts des von einer derartigen Stiftung erhobenen Anspruchs wirkten jedenfalls die Ausführungen von Schmidt und Weizsäcker eher schlicht.
Nun ist es ein Gemeinplatz, daß Politiker erstens wenig Zeit, zweitens nicht immer die besten Redenschreiber und drittens weiß Gott Besseres zu tun haben, als von Prinzipiellem zu handeln.
Freilich: An was, wenn nicht die freigegebenen Redemanuskripte soll man sich überhaupt halten, will man sich ein Bild ihrer Meinung machen? Alleine Kurt Biedenkopf ließ erkennen, daß er bereit war, sich einer intellektuellen Anstrengung zu unterziehen und einen mehr als diffusen Diskussionszusammenhang wenigstens zu strukturieren.