Die Bundesrepublik zwischen Westintegration und Rückfall in die Mittellage. Blätter-Gespräch
Nach 1990 ist es Mode geworden, sich im nachhinein von der "alten Bundesrepublik" zu distanzieren, die als provinzielle Existenz, zunehmend aber auch als der eigentliche deutsche Sonderweg denunziert wird. Im Gefolge solch verbreiteter Abgrenzung gegenüber der Bonner Republik ist auch die bundesdeutsche Westintegration inzwischen Gegenstand einer relativierenden Diskussion (siehe beispielsweise die FAZ-Serie "What's right?") geworden. Der "Intellektuellen-Disput" kaschiert allerdings nur, daß eine Generaldebatte zu Grundfragen zukünftiger bundesdeutscher Außenpolitik nicht stattfindet - mit dem ausdrücklichen Einverständnis der sozialdemokratischen Opposition. Zumal unter solchen Umständen sind unverstellte Blicke von außen auf die politische Landschaft in Deutschland und Europa hilfreich. Über die deutsche Neuorientierung in veränderter Umgebung, über Westintegration und "Mittellage" sprachen wir mit Robert Gerald Livingston, Gründungsdirektor des American Institute for Contemporary German Studies der Johns Hopkins University in Washington, D.C., und seit Anfang 1994 als Senior Development Officer des Instituts tätig. Das Gespräch führten Karl D. Bredthauer und Arthur Heinrich. D. Red.