Zur Neuorganisation gewerkschaftlicher Wissenschaft
Der Vorstand des DGB hat Anfang März 1994 beschlossen, sein Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) abzuschrumpfen und den Rest in die gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung (HBS) zu überführen. Bisherige Felder der konjunktur- und sozialwissenschaftlichen Forschung sollen nicht mehr zu den Aufgaben gehören. Den 44 Beschäftigten wurde - ohne Zustimmung des Betriebsrats - eine Liste mit den 27 Namen derer geschickt, die für die weitere Arbeit des Instituts vorgesehen sind. Mit der Eingliederung des WSI in die HBS stoßen zwei recht unterschiedliche Einrichtungen aufeinander, die ganz verschiedene wissenschafts- und gewerkschaftspolitische Strategien repräsentieren. I 1951 übernahm der ehemalige Jungsozialist Viktor Agartz die Leitung des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts (WWI), das 1946 in Köln gegründet worden war. Hans Böckler, der spätere Vorsitzende des DGB, Professor Kuske, der bereits 1919 an der Kölner Universität ein "Freigewerkschaftliches Seminar" eingerichtet hatte, und sein früherer Student Viktor Agartz hatten nach dem Krieg die Konsequenz aus ihren Erfahrungen mit einer den Gewerkschaften eher feindlich gegenüberstehenden universitären Wissenschaft gezogen.
Bis zur Gründung des DGB im Jahr 1949 war im WWI unter anderem der Entwurf des ersten Grundsatzprogramms der neuen Einheitsgewerkschaft verfaßt worden.