Nun sind es also die Schüler und Studierenden, die in Frankreich auf die Straße gehen. Es geht um Einschnitte in das System der Mindestlöhne (SMIC) in unserem Nachbarland. Die konservative Regierung Balladur wollte der Massenarbeitslosigkeit und der umfassenden Perspektivlosigkeit unter Schul- und Hochschulabsolventen durch besondere Anreize für die Betriebe und Unternehmen Herr werden.
So sollten Berufsanfänger ohne Diplom mit 80% des gesetzlichen Mindestlohnes (derzeit 5886 FF, cirka 1765 DM), Hochschulabsolventen mit 80% der jeweiligen Tariflöhne eingestellt werden dürfen. Das Problem ist in der Tat drängend: Die Arbeitslosenrate unter Jugendlichen liegt drei- bis viermal höher als hierzulande. Etwa eine Million Jugendlicher dürfte arbeitslos sein. Neben der tiefen ökonomischen Krise mit sinkenden Einkommen der abhängig Beschäftigten und einer weiter schwindenden Investitionsbereitschaft der Unternehmer und des Staates liegt ein wichtiger Grund im Fehlen eines dualen Bildungs- und Ausbildungssystems. Das Neben- und Miteinander von beruflicher und schulischer Bildung ist in unserem Nachbarland erst in Ansätzen ausgebildet.
Darüber hinaus liegt die generelle Arbeitslosenrate bei 12% und ist damit fast doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Im vergangenen Jahr stieg sie um 14% und auch 1994 ist diese Tendenz ungebrochen.