Ausgabe Mai 1994

Selbstbestimmungsverlierer

Minderheitenrechte und Nationalitätenkonflikte in der Slowakei

Die Slowakische Republik gehört zu den neuen Staaten, die erst vor kurzem auf der Landkarte des östlichen Mitteleuropas aufgetaucht sind. Sie ist ein Produkt der Teilung der tschechoslowakischen Republik, die formell am 1. Januar 1993 vollzogen wurde. Von den europäischen Institutionen und der UNO wurde positiv vermerkt, daß sich diese Trennung friedlich vollzogen hatte und nur auf der politischen Ebene, ohne ethnische Spannungen oder gar Konflikte, verwirklicht wurde.

Aber das Resultat ist auf jeden Fall eine neue geopolitische Stellung der Slowakei in der Region. Die Slowakische Republik umfaßt nur ein Drittel der früheren Tschechoslowakei: ein Drittel ihres Territoriums (49 000 kmý von 128 000 kmý) und ein Drittel ihrer Bevölkerung (5,3 Millionen von 15,5 Millionen). Das bedeutet auch eine Drittelung des früheren Machtpotentials im Verhältnis zu ihren Nachbarn: Ungarn, Österreich, der Tschechischen Republik, Polen und der Ukraine. Die Slowakei verlor ihre direkte Verbindung zu Deutschland, Tschechien verlor seine direkte Verbindung zu Ungarn und zur Ukraine. Die Teilung der CSFR verstärkte - vom geopolitischen Standpunkt aus - die Westorientierung der Tschechischen Republik und die Ostorientierung der Slowakei. Eine neue Situation entstand auch im Hinblick auf Nationalitätenfragen.

Mai 1994

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