Was wird aus dem schwedischen Modell?
"Fundament des Heimes sind Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl. Das gute Heim kennt keine Privilegierten und keine Benachteiligten, weder Nesthäkchen noch Stiefkinder. In ihm blickt keiner auf den anderen herab, keiner sucht Vorteile auf Kosten der anderen, der Starke unterdrückt den Schwachen nicht und beutet ihn nicht aus. Im guten Heim herrschen Gleichheit, Rücksicht, Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft. Angewendet auf das große Volks- und Bürgerheim wurde das bedeuten, daß wir alle sozialen und Landschaftlicher Schranken niederreißen, die jetzt noch die Bürger trennen in Bevorzugte und Benachteiligte, in Herrschende und Abhängige, in Reiche und Anne, Begüterte und Mittellose, Ausbeuter und Ausgebeutete." (Per Albin Hansson, 18.1.1928)
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Lange Zeit war von Schweden als Modell die Rede. Deutschsprachige Sozialdemokraten wie Willy Brandt, Herbert Wehner und Bruno Kreisky versuchten, geprägt durch die Erfahrung des Exils im Norden, an die Erfolge des schwedischen Wohlfahrtsstaates und der dortigen Schwesterpartei anzuknüpfen. Allgemein galt Schweden lange Zeit als Musterbeispiel für einen besonders weit vorangekommenen sozialdemokratischen Reformismus. Ihr Land als "Modell" zu betrachten, war den Schweden selbst eher fremd.