Diesmal scheint der Angriff auf die Ladenschlußzeiten final, weil besser vorbereitet als zuvor: Die Bundesregierung hat sich eine Studie beim Münchner ifo-Institut für Wirtschaftsforschung bestellt, um mit hochwissenschaftlichen Erkenntnissen den Widerstand - auch in den eigenen Reihen - gegen die "Liberalisierung" aufzuweichen. Die Forschungsergebnisse liegen vor 1), das Kabinett plant einen Ladenschlußbericht. 50- bis 55 000 Arbeitsplätze mehr versprechen die Wissenschaftler, wenn der Einzelhandel um 6 Uhr öffnet und erst um 22 Uhr Feierabend macht (S. 18). Als warteten Scharen von Konsumenten nur darauf, den Sparstrumpf aufzuschnüren oder sich mittels Kreditkarte möglichst schnell und schmerzfrei zu verschulden, um mit dem Kauf von Dingen, nach denen sie derzeit offenbar kein hinreichend drängendes Bedürfnis verspüren, ein Beschäftigungsprogramm zu finanzieren. 20 Milliarden Mehrumsatz aus dem Nichts! Die Volkswirtschaft jenseits der "wettbewerbsfeindlichen" Ladenschlußregelung muß wie eine Banknotenpresse funktionieren, nur ohne Inflationsgefahr. Da staunt der Laie und der Fachmann - macht weiter Umfragen. Die Studie stellt fest, daß die überwiegende Mehrheit der Konsumenten mit den derzeitigen Öffnungszeiten "weitgehend zufrieden" ist (13).
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.