Ausgabe April 1996

Die Suche nach den Ursachen der Krise

I. Im Labyrinth der Deutungen

Während die Arbeitslosigkeit nach der deutschen Vereinigung und der jüngsten schweren Rezession auf ein sehr hohes Niveau angestiegen ist, nimmt die Ratlosigkeit über Ursachen und Therapie der Probleme zu. In der Öffentlichkeit dominieren Deutungen aus pragmatischem betriebswirtschaftlichem Kalkül, das auf die Ebene der Volkswirtschaft übertragen wird, sowie Interpretationen aus dem Geist der neoklassischen Doktrin. Vor allem wird auf die vermeintlich zu hohen Lohnkosten, den zu geringen Abstand zwischen niedrigen und hohen Löhnen, zu hohe Unternehmensbesteuerung, zu hohe staatliche Abgaben wegen eines "überdimensionierten" Sozialstaates, zu hohe Staatsschulden und allgemein zu viel staatliche Regulierung hingewiesen.

Im Kern handele es sich um eine Kostenkrise und eine Krise der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Viele Gegenpositionen lehnen diese neoklassische Sicht zwar ab, ohne allerdings viel entgegenzusetzen, andere verkehren nur die Vorzeichen. Manche halten die vergangene Rezession für eine rein konjunkturelle Krise, ohne "strukturelle" Momente; die "Standortdebatte" habe keinerlei Realitätsgehalt, es gäbe auch kein Innovationsdefizit in Deutschland (so etwa das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung oder, auf andere Weise, die Memorandum-Gruppe).

April 1996

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