Schlußfolgerungen aus dem VW-Modell
Die Automobilindustrie spielt eine Vorreiterrolle. Diese Feststellung trifft bekanntermaßen mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung zu. Die zyklischen Schwankungen von Absatz und Produktion in der Gesamtwirtschaft (mit ihren Auswirkungen auf Beschäftigung und Erwerbseinkommen) bekommt die Automobilindustrie stets als erste zu spüren. Daß sie zuerst in den konjunkturellen Abschwung hineinschlittert und sich dann auch als erster Wirtschaftszweig wieder berappelt und aus der Talsohle herausfährt, ist in der Bundesrepublik seit dreißig Jahren zu beobachten und hat vor allem etwas mit den spezifischen Absatzbedingungen für teure, langlebige Konsumgüter zu tun. Als sich die Volkswagen AG Ende 1993 anschickte, auf völlig unkonventionelle Weise dem drohenden Abbau von bis zu 30 000 Arbeitsplätzen entgegenzuwirken, indem Arbeitszeit und Einkommen um 20% gekürzt wurden, hofften verschiedene Beobachter (so auch der Verfasser), die Automobilindustrie könne auf einem weiteren Feld zum Vorreiter werden: für eine neuartige Beschäftigungspolitik, die mit Tabus auf allen Seiten bricht und einen Silberstreif am düsteren Arbeitsmarkthorizont aufscheinen läßt. Nachfolgend soll gefragt werden, ob derartige Hoffnungen enttäuscht worden sind.