Wieviel soziale Distanz verträgt die Gesellschaft?
"Die Kassen sind leer", "Es ist kein Geld da" oder einfach: "Wir müssen sparen". Die Konsensfähigkeit solcher Sprüche reicht mittlerweile weit über das Bonner Regierungslager hinaus. Die Standortdebatte der vergangenen Jahre hat dazu geführt, und das sollte sie wohl, daß heute eine Mehrheit glaubt, das Verteilungsvolumen sei der Kernpunkt der sozialen Frage - nicht aber die Verteilung selbst. Banken, Versicherungen, Chemie- und Energiekonzerne haben die Standortmängel allerdings nicht daran gehindert, jedes Jahr Riesengewinne einzufahren. Und das private Vermögen wächst und wächst - egal ob Hochkonjunktur oder Rezession herrscht. Unlogisch ? Aber wahr. Um einer Sozialpolitik, die den Namen verdient, Freiräume zu verschaffen, müssen Fakten und Zusammenhänge öffentlich gemacht werden, von denen (nicht nur) die Standortstrategen nichts wissen wollen.
Das war das Motiv für einen "Sozialpolitischen Ratschlag über Reichtum in Deutschland", der unter dem Titel "Geld ist genug, daß Mitte November 1995 rund 500 Wissenschaftler, Gewerkschafter, Vertreter von Sozialverbänden, Praktiker von Sozialämtern und Beratungsstellen, Studierende und nicht zuletzt Politiker von SPD, Grünen und PDS in Hamburg zusammenbrachte.