Ausgabe Januar 1996

Reich, schön, gut

Wieviel soziale Distanz verträgt die Gesellschaft?

"Die Kassen sind leer", "Es ist kein Geld da" oder einfach: "Wir müssen sparen". Die Konsensfähigkeit solcher Sprüche reicht mittlerweile weit über das Bonner Regierungslager hinaus. Die Standortdebatte der vergangenen Jahre hat dazu geführt, und das sollte sie wohl, daß heute eine Mehrheit glaubt, das Verteilungsvolumen sei der Kernpunkt der sozialen Frage - nicht aber die Verteilung selbst. Banken, Versicherungen, Chemie- und Energiekonzerne haben die Standortmängel allerdings nicht daran gehindert, jedes Jahr Riesengewinne einzufahren. Und das private Vermögen wächst und wächst - egal ob Hochkonjunktur oder Rezession herrscht. Unlogisch ? Aber wahr. Um einer Sozialpolitik, die den Namen verdient, Freiräume zu verschaffen, müssen Fakten und Zusammenhänge öffentlich gemacht werden, von denen (nicht nur) die Standortstrategen nichts wissen wollen.

Das war das Motiv für einen "Sozialpolitischen Ratschlag über Reichtum in Deutschland", der unter dem Titel "Geld ist genug, daß Mitte November 1995 rund 500 Wissenschaftler, Gewerkschafter, Vertreter von Sozialverbänden, Praktiker von Sozialämtern und Beratungsstellen, Studierende und nicht zuletzt Politiker von SPD, Grünen und PDS in Hamburg zusammenbrachte.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.