Ausgabe Juli 1996

Lifestyle statt Außenpolitik

Auch bei den Liberalen wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht worden ist. Dies ist das Fazit des 47. Bundesparteitages der FDP Anfang Juni 1996 in Karlsruhe, der als Programm- und Strukturreformparteitag angekündigt war und bestenfalls als Anschubparteitag in die Geschichte der Partei eingehen wird. Die Strukturreform wurde ohne Diskussion vertagt, während der Programmentwurf von den Delegierten von vornherein nur in einer ersten Lesung beraten werden sollte. Erst nach einer breiten öffentlichen Diskussion soll er Ende Mai 1997 auf dem Wiesbadener Parteitag zur neuen blaugelben Bibel avancieren. Dabei hatte der Programmentwurf unter dem Motto "Für eine liberale Bürgergesellschaft" großes Aufsehen hervorgerufen, schien sich mit ihm doch eine dramatische Veränderung des Selbstverständnisses der FDP und zugleich der deutschen Politik anzukündigen, insbesondere weil es in der Einleitung hieß: "Auch wir (die Liberalen, B. M.) haben zu oft mitgemacht bei der Gefälligkeitsdemokratie. Auch wir haben zu wenig Widerstand geleistet. Wir Liberalen stehen zu unserer Verantwortung für das, was bisher war.

Aber wir lassen uns nicht das Recht nehmen, für die Zukunft das Umdenken zu verlangen, das jetzt gefordert ist. Wir Liberale setzen der Gefälligkeitsdemokratie die Verantwortungsgesellschaft entgegen.

Juli 1996

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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