Der Patriotismus der Streikenden
Auf der Seite der Streikenden zu stehen, bedeutet für einen Intellektuellen nicht nur klarzustellen, daß ihr Protest hinsichtlich der grundsätzlichen Aussage ebenso berechtigt ist wie hinsichtlich ihrer Ablehnung der autoritären Methoden dessen, was als "Reform" bezeichnet wird. Es bedeutet auch, in dieser großen und historischen Sozialbewegung den Ausdruck einer Art "résistance nationale" zu sehen. Dieser geht es um die Bekräftigung der Verbundenheit mit einem "französischen Modell", dessen Wurzeln in unsere kollektive Geschichte reichen. Seit zwanzig Jahren haben sich alle Regierungen bemüht, nicht nur ganze Wirtschaftszweige zu "denationalisieren" - welches Eingeständnis steckt in diesem Begriff -, sondern zugleich die Zukunft dieses Landes. Die Feiern zum zweihundertsten Geburtstag der Revolution zeugten davon: "tot" und schädlich gewesen sei sie, hieß es über die Grundlegung des modernen Frankreich. Oder die Art, in der ständig wiederholt worden ist, daß der Nationalstaat in seinen grundlegenden Ausprägungen - Gleichheit, Laizismus, Bürgerrechte -, also als eine Art, die souveräne Republik zu denken, archaisch und überholt sei. Die Nation überholt und dazu bestimmt, im europäischen Binnenmarkt, dieser regionalen Spielart des Weltmarkts, aufzugehen.