Endlich wird - mit Bischof Carlos Ximenes Belo und dem langjährigen Führungsmitglied der Befreiungsfront Ost-Timors (Fretilin) José Ramos-Horta - wieder einmal ein kirchlich-säkulares Gespann, das tatsächlich zusammenpaßt, durch den Friedensnobelpreis gewürdigt. 1) Ost-Timor, ein südostasiatisches Relikt des einst weltumspannenden portugiesischen Kolonialreiches, auf dessen Besitzanspruch Lissabon nach der "Nelkenrevolution" 1974 verzichtet hatte, überlebte die vergangenen Jahrzehnte als vergessenes Kellerkind der Geschichte. Politisch bedeutsamer und für den Westen ökonomisch lukrativ war die Pflege guter Beziehungen zur Regierung Indonesiens - mit annähernd 200 Millionen Menschen einwohnerstärkster Staat der Region. In seiner Hauptstadt Jakarta hatte man 1975 die portugiesische Schwäche handstreichartig und entgegen anderslautender eigener Garantien zum eigenen Vorteil genutzt. Staats- und Regierungschef Suharto ließ Truppen in Ost-Timor einmarschieren und annektierte das Gebiet ein Jahr später gegen den Widerstand der Bevölkerungsmehrheit als 27. Provinz des Inselstaates.
General Suharto zählt zusammen mit seinen Kumpanen Mobuto Sese Seko (Zaire) und König Hassan II. (Marokko) zu den am längsten regierenden Potentaten der alten Weltordnung.