Kaum waren die Tränengasschwaden verflogen, mit denen ein martialisches Großaufgebot an Riot Police Mitte August in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul demonstrierende Studenten auf mehreren Universitätsgeländen einnebelte, sorgten aufsehenerregende Nachrichten aus der 10 Millionen Einwohner zählenden Metropole neuerlich für Schlagzeilen: Am 26. August verurteilte das Bezirksgericht in Seoul den Expräsidenten Chun Doo-Hwan (1980-1988) zum Tode und seinen Nachfolger Roh Tae-Woo (1988-1993), einige hochrangige Generäle sowie Topmanager der mächtigen Chaebol (Wirtschafts- und Finanzkonglomerate) zu hohen Haftstrafen und Geldbußen. Allen Verurteilten wurden Kapitalverbrechen zur Last gelegt - Militärputsch, Rebellion, Hochverrat und Korruption. "Wer auf der Matte schläft", lautet ein koreanisches Sprichwort, "der fällt nicht tief". Pech für jene, die sich auf Kosten des Volkes in Prunkbetten suhlten: nunmehr stürzen sie um so tiefer. Unabhängig davon, ob die Urteile letztlich vollstreckt werden oder nicht doch durch Berufungsverfahren oder qua Präsidialamnestie abgeschwächt werden, sind sie ein Politikum ersten Ranges.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.