Neue Tendenzen der Armutsforschung
Armut war hierzulande lange Zeit ein Tabuthema. Und als der Deutsche Paritätische Wohlsfahrtsverband (DPWV) in der Absicht, dagegen etwas zu unternehmen, am 9. November 1989 unter dem Titel "... wessen wir uns schämen müssen in einem reichen Land" den ersten "Armutsbericht" für die Bundesrepublik vorlegte, da wollte sich offensichtlich - am Tag der Maueröffnung ebensowenig wie in der Zeit danach - niemand so richtig schämen. Die Mahnung, Armut dürfe nicht länger geleugnet werden, ging im Einigungstrubel der nachfolgenden Wochen und Monate unter. Mittlerweile jedoch ist das Thema wieder in der öffentlichen Debatte. Dazu beigetragen haben nicht nur die wachsende Zahl von Sozialhilfeempfängern und die sich herausbildende Armutspopulation in Ostdeutschland - Entwicklungen, wie sie etwa der (nun gesamtdeutsche) Armutsbericht des DPWV vom Januar 1994 dokumentierte; dazu beigetragen hat vor allem auch eine Forschungsrichtung, die sich bereits ab Ende der 80er Jahre am Zentrum für Sozialpolitik an der Universität Bremen etablierte und die über die Fachöffentlichkeit hinaus für Beachtung und Diskussionen sorgt.
Sie wird als "dynamische" bzw.