Ausgabe Dezember 1997

Der Stammtisch schätzt besser

Ende Oktober haben die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute wieder ihre jährliche Herbstprognose abgegeben. Diese Vorhersagen spielen neben den dieser Tage vorgelegten Jahresgutachten des Sachverständigenbeirates der Bundesregierung ("Fünf Weise") in der wirtschaftspolitischen Debatte für Bundesregierung, Parteien und Tarifpartner eine wichtige Rolle. Die Gutachten der sechs in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute zusammengeschlossenen Institute enthalten drei Teile: zunächst eine Analyse der Konjunkturentwicklung im laufenden Jahr, dann eine Prognose der Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr und zuletzt allgemeine wirtschaftspolitische Empfehlungen. Dabei fällt auf, daß die Institute in den letzten Jahren zunehmend über ihre originäre Aufgabe hinausgegangen sind, und immer umfangreichere und detaillierte Ratschläge zu Wirtschafts-, Finanz-, Steuer und sogar Sozialpolitik erteilen. In den letzten Gutachten ist der Teil "wirtschaftspolitische Empfehlungen" umfangreicher als Analyse- und Prognoseteil zusammen.

Tabelle 1 Bruttoinlandsprodukt (siehe PDF Datei)

Die zum großen Teil aus Steuermitteln subventionierten Institute vertreten seit Jahren - mit unterschiedlicher Vehemenz - insgesamt eine dezidiert "angebotsorientierte" Wirtschaftspolitik.

Dezember 1997

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.