Als Tony Blair am 13. Oktober Sinn Fein-Präsident Gerry Adams die Hand schüttelte, bewies er einmal mehr, daß er ein brillanter Taktiker ist und politischen Fallstricken gekonnt aus dem Wege zu gehen versteht. Das erste direkte Gespräch eines britischen Premiers mit einem politischen Vertreter der IRA seit den irischen Unabhängigkeitsverhandlungen 1921 fand nämlich hinter verschlossenen Türen statt.
So vermied es Blair im Gegensatz zu Bill Clinton Anfang 1996, daß sein Händedruck mit Gerry Adams durch die Medien zum großen Fotoereignis wurde.
Schließlich kann er sich nicht sicher sein, ob der Friedensprozeß in Nordirland nicht ein weiteres Mal in eine Sackgasse gerät und er einen öffentlichen Händedruck schon bald zu bereuen hätte. Auf der grünen Insel zählen symbolische Handlungen oft mehr, als tatsächliche politische Ereignisse. Nicht umsonst sind in Nordirland die zahllosen Paraden der Protestanten zum Gedenken an rund 300 Jahre zurückliegende Ereignisse von größerer Bedeutung als manches Politikertreffen. Blair hat seit Verhandlungsbeginn am 15. September ganz deutlich gemacht, daß für ihn alle Teilnehmer am Runden Tisch im Schloß Stormont vor den Toren Belfasts gleich wichtig sind. Man solle sich endlich wie Menschen behandeln, forderte der Premier beim Händedruck mit Adams.