Ausgabe Januar 1997

Verdeckte Fronten

Hintergründe des Konflikts in Ostzaire

Keiner der Protagonisten im Konflikt an der Ostgrenze Zaires kann mehr von sich behaupten, es ginge um so hehre Ziele wie Demokratie und Menschenrechte, obwohl manche dieser Gruppierungen die "Demokratie" oder die "Verteidigung der Demokratie" im Organisationsnamen tragen. Die hehren Ziele sollen vor allem die europäische und nordamerikanische Öffentlichkeit, die Medien und Politiker blenden, die sich gerne auf die eine oder die andere Seite schlagen. Ausländische Vermittler und Diplomaten vor Ort kennen allerdings ebenso wie Vertreter der Zivilgesellschaft und Friedensgruppen nur zu gut die "doppelte Sprache" der Konfliktparteien.

Doch welche Interessen werden von den verschiedenen Gruppierungen verfolgt? Eine umfassende Analyse und eine objektive Darstellung werden dadurch erschwert, daß alle Informationen, die verbreitet werden, interessengeleitet sind und in den Gesamtkontext gestellt werden müssen. Allzu häufig ist eine Information zwar richtig, aber nur ein Teil der Wahrheit, da z. B. ein Massaker an Zivilisten durch andere Ereignisse ausgelöst oder beeinflußt wurde.

So wird auch die Geschichte der Region zur Zeit neu geschrieben, nicht anders als es während und nach der Kolonialzeit geschah: Geschichtsschreibung der Herrschenden, die objektive Tatsachen und subjektive Wahrheiten nach ihren Interessen interpretiert und ganze Wirklichkeiten ausklammert.

Januar 1997

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

»Deutsch-Südwest« unter Merz: Zurück zur Schuldabwehr?

von Henning Melber

Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee.