Der politische Erdrutsch in Albanien wirft Fragen nach der inneren Verfaßtheit des albanischen Staates, den agierenden Kräften und den Einflußmöglichkeiten der äußeren Mächte auf. Erneut ist die internationale Gemeinschaft herausgefordert, Position zu beziehen und eingedenk ihrer Erfahrungen aus dem Bosnienkonflikt schnell zu handeln. Man erinnert sich der gescheiterten Bemühungen der Vereinten Nationen und der USA, Somalia den inneren Frieden zu implantieren. Bis heute ist unklar, welche Therapie von außen in Zaire zu einer Befriedung führen könnte.
Trotz vergleichbarer Szenarien, die geradezu zeitgleich aus Zaire und Albanien Bilder von Chaos und Anarchie, Bandenterror und Flüchtlingselend vermitteln, liegen jedoch die Dinge in Albanien im wesentlichen anders als in Afrika. Das Land - in Reichweite und im Interessenfocus seiner europäischen Nachbarn - ist Teil des Kontinents und begehrt mit dem seit 1992 eingeleiteten gesellschaftlichen Umbruch aus einer totalitären Herrschaft in freiheitlich-demokratische Verhältnisse die Einbindung in die europäischen Strukturen. Sein Rückfall vom politischen Subjekt in ein Objekt internationaler Nothilfe ist Ergebnis eines unbewältigten kommunistischen Erbes im Übergang zu Demokratie und Marktwirtschaft.