Die auf dem 15. Parteitag der chinesischen Kommunisten in Peking erfolgte Ankündigung, die Volksrepublik werde ihre staatlichen Industrien verkaufen, lädt zu Mißverständnissen über Chinas ökonomische Liberalisierung ein. Diese Ankündigung hat auch die Diskussion über das angefacht, was manche als unaufhaltsamen Aufstieg Chinas zu regionaler oder sogar globaler Macht betrachten, als eine Herausforderung für Amerikas gegenwärtige militärische Stellung und seinen politischen Einfluß im westlichen Pazifik. Präsident Jiang Zemin sagte auf dem Parteitag nach anscheinend beträchtlichen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Führung, daß etwa 10 000 der 13 000 mittleren und großen Staatsbetriebe verkauft werden sollen. An wen sie verkauft werden, wurde nicht erklärt. Der Präsident deutete an, sie würden nicht privatisiert, sondern in "öffentlichen Besitz" überführt, ein Begriff, der noch der Klärung bedarf.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.