Zuerst sah es nach medialen Turbulenzen aus. Nachdem die Sensationspresse das Objekt ihrer (und ihrer Kunden) Begierde einmal nicht nur gejagt, sondern versehentlich auch zur Strecke gebracht hatte, wurden in London Pressefotografen von den Endverbrauchern ihrer Bilder verprügelt. Zum Glück gab es bald Entlastung. Die ersten Berichte glichen Tableaus, in denen jeder auf einen anderen zeigt und "Der war's!" ruft. Der Bruder zeigt auf die Presse, die Presse auf die "Paparazzi" (das Wort kennen wir jetzt alle), die seriöse Presse auf die Sensationsblätter, die wiederum unverzagt die seriösen als gute Abnehmer solcher Fotos outet. Bis dann einer das erlösende: "Wir sind alle schuld" zu Papier bringt. Die britischen "tabloids" wissen, worauf Verlaß ist. Auf die Unfähigkeit der Royals zu erfolgreicher massendemokratischer Selbstpräsentation allemal. Die hatte auch zuvor den Stoff für das Lady-Di-Spektakel geliefert. Hinter der Schlagzeile "Warum schweigt die Queen?" lauert der Verdacht, die Royals hätten das Ende der Skandale womöglich mit klammheimlicher Freude quittiert. Das bewiese einmal mehr massendemokratische Naivität. Durch eine lebende Skandalnudel kann die Monarchie nur gewinnen, aber gegen den Mythos einer toten kommt sie nicht an.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.