Seit Ende Juni fanden in Mainz Gespräche zwischen Vertretern des kolumbianischen Befreiungsheers ELN und des regierungsunabhängigen "Nationalen Friedenskomitees" statt. Moderiert wurden sie von der Kolumbianischen und der Deutschen Bischofskonferenz. Unklar blieb zunächst, inwieweit erneut der deutsche Agent Werner Mauss, jener größenwahnsinnige Kolumbien-Liebhaber, der eigenhändig den Bürgerkrieg zwischen Guerilla und Regierung beenden möchte, die Finger im Spiel hatte. Das deutsche Außenministerium jedenfalls ließ erklären, daß Mauss diesmal kein Mandat der Bundesregierung habe. Schwer vorstellbar ist überdies, daß der Ende Mai neugewählte kolumbianische Präsident Andres Pastrana, der Anfang August sein Amt antritt, Interesse an entsprechenden Initiativen Bonns hätte. Pastrana möchte nämlich vor allem die Beziehungen zu Washington verbessern und die USA in den Friedensprozeß integrieren. Kolumbien steckt in der Katastrophe. Vor allem die violencia, eine politisch genährte Kultur der Gewalt, macht dem Land zu schaffen. An und für sich hat es seit den 40er Jahren mit einem relativ hohen Gewaltpegel zu koexistieren gelernt.
Aber das heutige Ausmaß droht das Land zu zerreißen: jährlich an die 30 000 Gewalttote (bei 30 Millionen Einwohnern).