Ausgabe August 1998

Selbstverklärung einer Supermacht

Die Debatte über Amerikas Außenpolitik spaltet Washington auf neue Weise. Es gibt sowohl neokonservative als auch liberale Verfechter jener Politik, die die amerikanische Macht einsetzt, um die Demokratie weltweit zu fördern. Die Anhänger der "wohlwollenden Hegemonie" verbünden sich mit den wilsonistischen Idealisten, welche einen unverkennbaren Einfluß auf die Politik der Regierung Clinton ausüben. Ihnen stehen die sogenannten Neo-Isolationisten gegenüber, die gemeinhin als Linke gesehen und der Desillusionierung über Amerika beschuldigt werden, aber auch die "Realisten", die eine traditionell konservative und gewöhnlich pessimistische Haltung gegenüber der Geschichte und den Zwängen der nationalen Politik einnehmen. Die Förderer der Demokratie führen zwei Argumente an. Sie meinen, die internationale Stabilität hänge heutzutage von der weltweiten Führungsrolle der USA ab. Ferner argumentieren sie, daß Außenpolitik ein Kreuzzug zur Verbreitung amerikanischer Ideen und Maßstäbe sein müsse, um den Werten der Nation gerecht zu werden und die Unterstützung der amerikanischen Öffentlichkeit zu gewinnen. Diese Argumente haben etwas für sich, jedoch weniger als mancher glaubt.

August 1998

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