Ausgabe Januar 1998

Tim und Struppi am Kongo

Rassistische Stereotype in Hergés Afrika

Die Bürgerkriege in den beiden Kongo-Staaten sind wieder weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. In ihrem Verlauf war das Agieren der Großmächte hinter den Kulissen nicht zu übersehen: so erleichterten die Vorfinanzierungen seitens US-amerikanischer Bergbauunternehmen für zwischenzeitlich abgeschlossene Milliardengeschäfte den Rebellen ihren Vormarsch auf Kinshasa, während Frankreich das Mobutu-Regime bis zum letzten Atemzuge auch militärisch unterstützte.

Dennoch wurden die Großmachtinteressen in der Berichterstattung eher zweitrangig behandelt. Vielmehr konzentrierte man sich auf die detaillierte Wiedergabe eines "Stammeskriegs", geführt von korrupten Diktatoren und ihren angetrunkenen Soldaten ohne Kampfmoral, die mordend und plündernd durch Dörfer zogen, die sie eigentlich verteidigen sollten. Angesichts der Tausenden von Opfern, unter ihnen eine Million Menschen in den Flüchtlingslagern, die seit Jahren gegen Hunger und Elend kämpfen, wurde uns gleichsam täglich vor Augen geführt, daß die Afrikaner zur Lösung dieses Chaos nicht mehr in der Lage seien.

Januar 1998

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

»Deutsch-Südwest« unter Merz: Zurück zur Schuldabwehr?

von Henning Melber

Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee.