Heroische Zurückhaltung erwartet man von Nationen nicht, genausowenig wie von Personen. Kommt sie dennoch vor, so ist dies erbaulich - doch die Annahme, Pakistan könne auf die Demonstration seiner eigenen Atommacht verzichten, spottete der menschlichen Natur und dem politischen Kalkül. Man stelle sich nur vor, wie die amerikanische Öffentlichkeit in einer ähnlichen Situation reagiert hätte (oder wie sie reagierte, als die Sowjetunion 1957 den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn katapultierte und den ersten Menschen ins All beförderte). Die amerikanische nukleare Nichtverbreitungspolitik stand bisher für die völlig berechtigte Anstrengung, die Gefahr, daß jemals wieder Atomwaffen in Kriegen eingesetzt werden, zu reduzieren. Sie dient allerdings auch den nationalen Interessen der Vereinigten Staaten als etablierter Atommacht, was in den Augen vieler ihr Hauptfehler ist. Die USA wenden sich gegen Proliferation, zeigen selbst aber keinerlei Ambitionen, auf eigene Nuklearwaffen zu verzichten.
Für eine Nation, die sich nicht auf das Wohlwollen der anerkannten Atommächte verlassen will, den USA feindlich gegenübersteht oder glaubt, die USA seien ihr feindlich gesonnen, ist dies keine überzeugende Politik.