Ausgabe Juni 1998

Neue Allianzen in Nah- und Mittelost

Während die USA bei ihren Vermittlungsbemühungen im Friedensprozeß zwischen Israelis und Palästinensern auf Granit zu beißen scheinen und für den Fall einer erneuten Zuspitzung des Streits um die UNSCOM-Inspektionen einen weiteren Waffengang gegen den Irak in Betracht ziehen, bildet sich - weit weniger schlagzeilenträchtig - in der Region des Vorderen Orients ein neues Kräftegefüge heraus. Eine Entwicklung, die, wenn es nach den USA geht, amerikanische Allianzen im Nahen und Mittleren Osten durch ein Geflecht von weiteren Interessenkoalitionen in dem Raum zwischen Mittelmeer, Persisch-Arabischem Golf, Schwarzem Meer und Kaspischem Meer langfristig komplementieren soll. Israel und die Türkei rücken zusammen; sie bauen ihre wirtschaftlichen Beziehungen aus und ergänzen diese durch militärpolitische Kooperation. Die USA fördern die strategische Zusammenarbeit der beiden regionalen Mittelmächte nach Kräften. Sichtbare Form nahm dieses im Entstehen begriffene Kräftedreieck an, als Anfang dieses Jahres fünf Kriegsschiffe aus Israel, der Türkei und den USA ein erstes gemeinsames Manöver in den internationalen Gewässern vor der israelischen Küste abhielten.

Juni 1998

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