Die Mensa, die Hörsäle und Seminarflure der Hochschulen seien "die größten Kontakthöfe Deutschlands", schreibt der "stern" und zitiert den Präsidenten der Hamburger Universität: "Das Studium ist ja eine Orientierungsphase des Lebens, da ist man allen Bereichen gegenüber aufgeschlossen. Daß es dabei auch zu privaten Verbindungen zwischen Studenten und Lehrkörper kommt, ist bei 60 000 Menschen wohl normal." Einen solchen Normalfall hat Sönke Wortmann mit seinem Film Der Campus in einer virtuellen Hamburger Universität inszeniert: Studentin Babsi hat ein Verhältnis mit einem Prof, der Schluß machen will, als die Geschichte seiner Karriere zu schaden droht.
Ein letztes Mal, so verlangt sie, soll er sie auf dem Schreibtisch seines 50-qm-Dienstzimmers nehmen, aber die Sache kommt heraus und ein Konflikt entsteht, anhand dessen wir mit den Intrigen des modernen akademischen Lebens konfrontiert werden: Korruption, Gremienwirtschaft, akademische Karrieristen, faule Studenten und hysterische Feministinnen bevölkern diesen Kosmos, und am Ende outet sich der schuldig-unschuldige Professor als wortgewaltiger Fürsprecher humboldtscher Universitätsethik, wird rehabilitiert, verläßt jedoch mit Schaudern den Sumpf aus sexueller Verklemmung und scheinheiliger Progressivität.