Ausgabe März 1998

Marsinah klagt an

Indonesien vor dem Ende einer Ära

Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Ausgerechnet im tropisch-heißen Surabaya, in der ostjavanischen Wirtschaftsmetropole, dem Äquator nahe, wird der Besucher an die deutsche Redensart erinnert: Im Stadtzentrum, von Autos im Dauerstau eingekeilt, erhebt sich da 15 Stockwerke hoch ein Einkaufspalast der Superlative, "Tunjungan Plaza" genannt. Tiefgekühlte Temperaturen in allen Etagen und als Clou im Parterre: eine Eisbahn für Schlittschuhläufer. Die weiße Pracht wurde mit einem farbenfreudigen Ballett eingeweiht. In glitzernden Kostümen rauschten die Tänzer übers Eis und machten die Bahn frei für die wohlstandsverwöhnten Kids der Oberschicht. Zum teuren Turnschuh, Skateboard, Mountain Bike und Handy dürfen sich die lieben Kleinen aus reichen Familien nun auch noch Schlittschuhe wünschen. Die meisten Menschen Indonesiens können sich allenfalls einen Eiswürfel im Tee leisten. Im gefrorenen Luxus der Skater von Surabaya spiegeln sich die Auswüchse einer Entwicklung wider, die das ganze Land an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs getrieben hat.

März 1998

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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