Ausgabe Mai 1998

Das Palästina-Problem vor den Vereinten Nationen

Die UNO hat durch die erfolgreiche Vermittlungsaktion von Kofi Anan in der jüngsten Irakkrise einen Teil ihrer verlorenen Ehre wiedergewonnen. In diesem Fall haben sich die Institutionen der UNO als die Kraft in den internationalen Beziehungen erwiesen, die auch zur präventiven Lösung einer Krise auf friedlicher Grundlage in der Lage ist - wenn die Großmächte bereit sind, ihre nationalen Interessen nicht zum ausschließlichen Maßstab des internationalen Friedens zu machen. Doch ändert sich das Bild drastisch, wenn wir nur einige Grade weiter westwärts auf diesem Krisenbogen von Bagdad nach Jerusalem wechseln. Hier hat die UNO in über fünfzig Jahren Diplomatie weder einen Frieden noch ein politisch dauerhaftes Nebeneinander zweier Völker durchsetzen können. Was das eine Volk in diesem Jahr als Triumph der Staatsgründung feiert, betrauert das andere als Katastrophe der eigenen Existenz. Die UNO muß sich seit langem die Kritik des Doppelstandards ebenso vorwerfen lassen wie die US-amerikanische Administration, deren Außenministerin Madeleine Albright von Ohio bis Kairo die bedingungslose Unterstützung Israels im Palästinakonflikt zu verteidigen hatte.

Mai 1998

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