Ausgabe April 1999

Führt der Dritte Weg in ein neues Zeitalter der Sozialdemokratie?

Bis zur späten Mitte der 90er Jahre wurde allenthalben von der Ära des Wirtschaftsliberalismus gesprochen. Die Rechte glaubte an das "Ende der Geschichte" und feierte ihren historischen Sieg über jede Spielart des Sozialismus. Die Linke schien dazu verdammt, sich dem Abbau des Sozialstaats entgegenzustellen, und sie begleitete die Entwicklung nicht selten zynisch, hilflos oder opportunistisch. Nun aber hat sich der öffentliche Tenor innerhalb kurzer Zeit verschoben. Mit der Wahl sozialdemokratisch geführter Linksregierungen in Großbritannien, Italien, Frankreich und der Bundesrepublik wurde die Basis für eine neue Politik geschaffen. Plötzlich war die Rede davon, daß das Zeitalter der Sozialdemokratie "neu belebt" 1) sei. Das Label, unter dem die Politik der "neuen Sozialdemokratie" seither gehandelt wird: der "Dritte Weg" - im Kontext sozialistischer bzw. sozialdemokratischer Theorieund Strategiebildung keineswegs originell. Der Dritte Weg diente bereits dem Austromarxismus sowie dem Eurokommunismus als Wegweiser für ein sozialistisches Transformationsprojekt "zwischen" dem Kommunismus sowjetischer Prägung und dem sozialdemokratischen Reformismus.

April 1999

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