New Labours Dritter Weg
Der "gemeinsame Vorschlag" von Tony Blair und Gerhard Schröder an die europäische Sozialdemokratie (vgl. Dokumente zum Zeitgeschehen) sorgt hierzulande für Empörung beim politischen Gegner - FDP und CDU beanspruchen Urheberrecht -, aber auch für große Unruhe in den eigenen Reihen. Gerhard Schröder hatte bereits im Bundestagswahlkampf immer wieder zu verstehen gegeben, daß er Blairs Weg für modellhaft hält - nun soll der damit verbundene Kampf um die "Neue Mitte" wieder aufgenommen werden. Aber taugt denn New Labour als Modell? Der folgende Beitrag versucht zunächst einmal, Blair und seine Kritiker vorzustellen. Die britische Wahrnehmung des "Dritten Wegs" eignet sich wohl vortrefflich, um eine neue Runde in der Debatte um die Zukunft von Sozialstaat und Sozialdemokratie einzuläuten. (Vgl. die Beiträge zum Thema von Jürgen Habermas und Benjamin Mikfeld in der April-Ausgabe sowie Irene Dingeldeys Analyse der Arbeitsmarktpolitik von New Labour in der März-Nummer.) - D. Red.
Vor gut zwei Jahren, im Mai 1997, errangen Tony Blair und seine Labour-Partei einen herausragenden Wahlerfolg. Dieser Sieg nach vielen Jahren konservativer Herrschaft, Blairs Persönlichkeit und sein Charisma haben in der ganzen Welt Bewunderer gefunden, und Sozialdemokraten nicht nur in Deutschland versuchen, das Rezept von New Labour zu kopieren.