In einem goldfarbenen Luxusbus passierte der indische Premier Atal Bihari Vajpayee am 20. Februar 1999 die indisch-pakistanische Grenze im Punjab und wurde im Grenzort Wagah von seinem pakistanischen Kollegen Nawaz Sharif mit allen Ehren empfangen. Zehn Jahre nach dem letzten Besuch eines indischen Regierungschefs im verfeindeten Nachbarland sollte die spektakuläre Reise der Auftakt sein für eine Ära der Entspannung in Südasien. Der eigentliche Gipfel im Lahore war reich an Symbolik und wohlwollenden Erklärungen. An dem Ort, wo die Muslim League 1940 mit ihrer Pakistan-Resolution erstmals die Teilung Britisch-Indiens gefordert hatte, stellte Vajpayce klar, daß ein stabiles Pakistan im ureigensten Interesse Indiens sei, und erteilte damit den radikalen irredentistischen Stimmen in seiner Heimat eine eindeutige Absage. In der Labore-Deklaration bekundeten beide Seiten ihre gemeinsame Vision von Frieden und Wohlstand, ihr Verantwortungsbewußtsein hinsichtlich der Nuklearrüstung und die Absicht, das Abkommen von Simla umzusetzen, in dem sich Pakistan 1972 nach dem verlorenen Krieg um Bangladesch mit der bilateralen Regelung aller Probleme - einschließlich Kaschmir - einverstanden erklärt hatte.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.