Wochenlang konnte man in der Frankfurter Rundschau auf den Seiten, die der Kriegsberichterstatlung aus dem Kosowo gewidmet waren, täglich ein und dieselbe Notiz lesen. Unter der Überschrift "In eigener Sache" begleitete dieser Text wie ein Refrain jede Phase des Kriegsgeschehens. In ihm wies die Redaktion darauf hin, daß "die meisten Angaben über das militärische und politische Geschehen" aus Quellen stammten, "die den jeweiligen Konfliktparteien und deren Informations-, Desinformations- und PropagandaInteressen unterstehen". Es sei oft nicht nachprüfbar, "ob und in welchem Umfang diese Angaben den Tatsachen entsprechen und was dabei verschwiegen wird". Mit den Beobachtern der OSZE und anderer Organisationen hatten auch die Reporter bis auf wenige unmittelbar vor dem Beginn der Bombardements den Kriegsschauplatz verlassen, aus eigenem Sicherheitsbedürfnis, vertrieben von den serbischen Behörden oder zurückbeordert von ihren Redaktionen, damit sie nicht zu "Kollateralschäden" würden.
Seitdem speisen vor allem zwei Quellen den Informationsfluß über das Geschehen im Kosovo: die jugoslawischen Medien und die Pressekonferenzen der NATO.