"Die Kosovo-Albaner haben alles bekommen, außer der formellen Unabhängigkeit, die Serben alles verloren, außer der formellen Bewahrung ihres Staatsterritoriums." Dieses Diktum des ehemaligen jugoslawischen Außenministers Mirko Tepavac vor dem Beginn der Rambouillet-Gespräche über die Zukunft der serbischen Provinz Kosovo drückt eindringlich aus, was über die vorläufig letzte Windung im schon mehr als ein Jahrzehnt währenden Zerfallsprozeß der ehemaligen südslawischen Föderation zu sagen wäre. Im übrigen stand das Ergebnis seit langem fest und ist vor allem auf demographische Ursachen zurückzuführen: Die Kosovo-Albaner haben seit Jahrzehnten eine der höchsten Bevölkerungszuwachsraten in der Welt. Nach einem Wort des Belgrader Sozialwissenschaftlers Aleksa Djilas haben die Serben nicht so viele junge und arbeitslose Menschen, die bereit sind, im Krieg zu sterben, wie die Kosovo-Albaner.
Der Alleinherrscher Serbiens, Slobodan Milosevic, scheint nicht besonders an den Kosovo-Verhandlungen interessiert zu sein, zweifellos weil er den Ausgang im Grunde schon kennt.