Die Verwandlung des abgeschlossenen DDR-Experiments in eine Genrekonvention fürs Kino ist offenbar nur in der Form der Komödie möglich. Leander Haußmanns Film Sonnenallee bringt für eine westlich-siegesgewisse Nachvereinigungs-Öffentlichkeit auf den Klischee-Begriff, was von der DDR im Verwertungsprozeß noch zum Plot-setting taugt. Es lohnt sich, aus diesem Film das konventionelle Konstrukt zu extrapolieren, als das die DDR im Bewußtsein der breiten Öffentlichkeit vielleicht weiterleben wird. Typisch dafür ist die Rolle des Lebensabschnitts-Idols aus der "neuen deutschen Komödie", Detlev Buck.
Als "Abschnittsbevollmächtigter" steigt er zunächst die Leiter der volkspolizeilichen Dienstgrade aufwärts (Meister und Obermeister), um dann, wegen Ansteckung durch die lautstarke Lebenslust westlicher Rockmusik, zum Straßenkehrer degradiert zu werden. Als Polizist ist er denen, auf die er aufpassen oder gehetzt werden sollte, sowieso nie gefährlich gewesen, und sein Ende ist genauso banal und menschlich zugleich wie das des Staates, dem er dient: Wurde doch die Öffnung der Grenzen letztlich durch Kommunikationspannen in der politischen Führung eines Staates ausgelöst, der nicht eine Sekunde daran dachte, mit Panzern sein Ende hinauszuzögern.