Wie geht es weiter mit dem europäischen Sozialmodell? Das ist zweifelsohne eine der herausragenden Fragen der aktuellen politischen Diskussion. Nachdem sie in der Epoche der konservativ-liberalen Hegemonie allenfalls akademische Übungen inspiriert hatte, steht sie nun auf der Agenda eines sozialdemokratisch regierten Europas. Der Richtungsstreit über die zukünftige Geschäftsgrundlage des europäischen Wohlfahrtskapitalismus scheint in der Tat voll entbrannt - und das gemeinsam von Tony Blair und Gerhard Schröder verfaßte "Manifest" über den Dritten Weg der Neuen Mitte stellt hier nur den vorläufigen Höhepunkt dar. Daß diese Auseinandersetzung einen europäischen Charakter hat, ist in dem Dokument expressis verbis nachzulesen: "Wir müssen voneinander lernen", heißt es da; das Gebot der Stunde sei ein "politisches Benchmarking" innerhalb der europäischen Schicksalsgemeinschaft. Gewiß: Das "holländische Wunder", manchmal auch das dänische oder finnische "Modell" fasziniert politische Beobachter wie sozialdemokratische Diskutanten stets aufs neue.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.