Gegenwärtig wird der Generationenvertrag zum ersten Mal ernsthaft in Frage gestellt, und zwar nicht nur von Experten aus Wissenschaft und Politik, sondern von der jüngeren Generation selbst. Parteiübergreifend haben Nachwuchspolitiker bereits 1997 die Reformpläne des damaligen Arbeits- und Sozialministers Norbert Blüm als Konsolidierung der Rentenkassen auf Kosten ihrer zukünftigen Ansprüche kritisiert. Trotz gebetsmühlenartig wiederholter Beteuerungen Blüms, "die Renten sind sicher", ist seit der Rentenreform von 1992 das Vertrauen in die wirtschaftliche Robustheit der gesetzlichen Rentenversicherung und in ihre langfristige Stabilität geschwunden. Kernbestandteile der Rentenversicherung wie Solidargemeinschaft, Umlageverfahren, Generationenvertrag und Lebensstandardsicherung können aus Sicht der Jüngeren den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die kollektive Zuversicht in die Alterssicherung nicht mehr in dem Umfang herstellen, wie dies notwendig wäre.
Dabei ist in den Hintergrund gerückt, daß die feministische Sozialpolitikforschung bereits seit den 70er Jahren dem Rentenrecht äußerst kritisch gegenübersteht.